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Sonntag, 20. April 2014

Auf zum ersten Wwoofing-Abenteuer!

Nach 3 schönen und erlebnisreichen Tagen in Vancouver ging es am Donnerstag, den 17.04. dann los zur ersten Farm, auf der wir als "wwoofer" eine Woche arbeiten und leben können. Ich halte das System von "wwoof" für großartig, besonders bei einer Work & Travel Reise! Man muss ein paar Stunden am Tag auf der Farm oder ähnlichem, auf der man "wwoofed" arbeiten und bekommt dafür kostenlos Kost und Logis. Zudem lebt man bei den Einheimischen, ist gezwungen deren Sprache zu sprechen und kann somit viel spannendes lernen und erfahren.
Unsere erste wwoofing Erfahrung ist auf Vancouver Island. Am Donnerstag Morgen sind wir also früh aufgestanden um zu packen, frühstücken und aus dem Hotel auszuchecken. Zunächst ging es mit dem ersten Bus um halb 9 in die Innenstadt von Vancouver, danach mit dem nächsten Bus weiter zur "Horseshoe Bay", von wo aus wir mit der Fähre nach Nanaimo übersetzen wollten. Da "unsere" erste Farm weiter nördlich von Nanaimo liegt, in Cumberland, mussten wir von da aus erneut mit dem Bus ca. 1 1/2 Stunden fahren. Den Bus von Nanaimo nach Cumberland hatten wir schon von Deutschland ausgesucht, denn diese Busse und auch die Fähre fahren nur 2-3 mal täglich. Sollte es uns nicht gelingen diesen Plan einzuhaten, wäre nicht nur das vorausgezahlte Geld weg, sondern wir hätten auch unsere ersten "Farmer" versetzten müssen. Ihr seht, wir waren sehr in Sorge, dass etwas schief gehen könnte. Und natürlich tat es das! Der erste Bus kam pünktlich auf die Minute und wir hatten rechtzeitig ausgecheckt und an alles gedacht (sogar daran Geld für den Bus zu wechseln!). Soweit, so gut. Doch durch die schreckliche Busitutation mit all den Haltestellen und Ampeln in Kanada, war der Bus schon 7 Minuten zu spät bei unserer Umsteige-Haltestelle. Aber wir haben es trotzdem geschafft, rechtzeitig da zu sein. Also standen wir an der Haltestelle mitten in Vancouver und mussten diesen wichtigen Bus bekommen, damit wir mit der Fähre übersetzen konnten. Dann kam auch noch der zweite Bus 10 Minuten zu spät, was an sich nicht schlimm gewesen wäre, denn wir hatten ja ein wenig Zeit für Verspätungen eingeplant, aber als dieser kam, hatte er die Aufschrift "Sorry, Full" und rauschte einfach an der Haltestelle vorbei. Grandios! Da standen wir also und sahen vor unseren Augen schon die Fähre wegfahren. Aber was sollten wir anderes tun, als auf den nächsten Bus zu warten, um die nächste Fähre und den nächsten Bus in Nanaimo zu nehmen? Schließlich mussten wir ja irgendwie nach Vancouver Island und zu unseren ersten "wwoofing hosts".
Ich kann ich an dieser Stelle sagen: Wir hatten Glück - oder Bewahrung, je nachem wie ihr es sehen wollt ;) - und es kam zwischendrin ein anderer Bus, der auch zur Horseshoe Bay fuhr und noch Platz hatte. Dieser sollte angeblich länger fahren, da es kein "Bus Express" war, allerdings waren es lediglich 5 Minuten länger und durch den Puffer hatten wir genug Zeit uns noch ein Ticket zu kaufen und auf die Fähre zu kommen :)

Unsere regnerische Fähren-Überfahrt

 Als dann auch noch die Fähre 15 Minuten zu spät in den Hafen von Nanaimo einfuhr (diese 15 Minuten waren der einzige Puffer, die wir für den letzten Bus hatten), hatten wir schon große Sorgen, aber der (sehr kleine 11-Sitze-Bus) wartete, da beinahe alle Gäste von der Fähre kamen. Als wir dann nachmittags endlich in Cumberland ankamen waren wir zwar mit unseren Nerven am Ende, aber unglaublich glücklich, dass doch irgendwie alles geklappt hatte!
Ross, einer der beiden Hosts, holte uns bei der Bus Station ab und wartete dort schon. Dann fuhren wir kurz noch durch die Stadt und er erzählte uns ein bischen darüber, bevor wir zu dem Haus bzw der "Farm" fuhren.


Computerraum/ -bereich im Haus


Essbereich (Judy & Eliza bei der Vorbereitung für das Abendessen)

Die beiden leben in einem schnuckeligen gelben Haus und haben einen großen Garten, in dem sie sehr viele verschiedene Gemüse und Obst Sorten anpflanzen (Himbeeren, Birnen, Spargel, Knoblauch, Lauch, Zwiebeln, Kohl, Salat, Paprika, Zucchini, ...). Vor allem zur Selbstversorgung.

ein Teil des Gartens mit Spargel, Kohl und Knoblauch

Teil des Gartens mit Himbeeren und Treibhaus

 Ross Hunt ist sehr auf Umweltschonung bedacht und versucht alles zu "recyclen". So macht er aus Holz, dass die beiden nicht mehr brauchen (sie brauchen das meiste Holz für die Küche, denn sie kochen und heizen noch mit einem Holzofen :) ) Kohle, die er als Dünger verwendet.
Judy Norbury - die beiden sind seit 20 Jahren zusammen aber nicht verheiratet und haben aber verschiedene Ehen hinter sich, aus denen jeweils Kinder hervorgingen - macht Musik, vor allem Folklore und sitzt im Rollstuhl. Ich bin begeistert davon, wie gut sie alleine im Haushalt zurecht kommt und was für Möglichkeiten sich die beiden ausgedacht haben, damit sie an alles drankommt etc.! Auch im Garten kann sie teilweise mithelfen.
Wir arbeiten bei Judy und Ross nur 3-4 Stunden täglich und bekommen dafür sehr köstliches Essen und einen Schlaflatz. Wir haben über Ross' "Laden", in dem er mit Metall und Fahrrädern werkelt, ein süßes kleines Cabin. Das ist zwar etwas kalt, aber hat den schönen Pfadfinderlager-Flair nur ohne Nässe. Ich finde es toll! :) (Zudem haben wir auch noch den Luxus von freiem Internetzugang hier, das ist super!)


Ross' Store mit unserer Cabin

Ross' "Store"


Aufgang zu unserer Cabin


Die ersten Tage haben wir Unkraut geerntet, verschiedenen Dünger auf die Beete verteilt und gestern 600 (!) kleine selbstgezogene Zwiebelpflanzen gepflanzt. (Wir haben mit Ross beim Mittagessen eine Wette abgeschlossen, wer mit seiner Schätzung am nächsten liegt und danach die kleinen Plänzchen gezählt :) )
Am Freitag (18.04.) haben wir nachmittags dann noch eine kleine Radtour zum nahe gelegenen Comox Lake gemacht, dort war es richtig schön. Das war übrigens bis heute der einzig schöne Tag ohne Regen. Bisher hatten wir sonst sehr viel Pech mit dem Wetter, aber es ist nicht zu schlimm und allemal auszuhalten!



Unsere Räder vor dem Comox Lake
Comox Lake mit Bergen im Hintergrund

Als wir nach unserem kurzen Ausflug wieder zurück kamen war auch schon der Osterbesuch da: Eliza, Judys Tochter kam zu Besuch und wollte über die Ostertage da bleiben.

Heute (Samstag, der 19.04.) hat Ross, der ein begeisterter Motorradfahrer ist, uns jeweils zu einem Mini-Ausritt auf einem seiner Motorräder mitgenommen. Teilweise ist er dabei ziemlich geheizt, aber das hat wirklich Spaß gemacht. Emanuel hat den nahe gelegenen Marple Lake gesehen und ich das Meer von dem  Nachbardorf "Royston".



am Gartley Point in Royston
Am frühen Abend hat Ross uns dann gezeigt, wie er sein "biochar" (biologische Holzkohle) herstellt. Dazu sammelt er übrig gebkiebenes Holz in einer großen Metalltonne und ordnet es so an, dass möglichst wenig freie Zwischenräume entstehen. Dann zündet er das ganze an und schließt das Ganze mit einem Deckel mit selbstgebautem Abzugsrohr. Danach wartet er bis das Feuer bis auf die Kohle runtergebrannt ist (nicht ohne einige Male zu kontollieren, wo die Feuerzone ist und dies gegebenenfalls zu korrigieren) und löscht es mit Wasser. Wenn die Kohle getrocknet ist, ist das biochar auch schon fertig. An dem Tag war es allerdings nicht perfekt, es sind viele unverbrannte Holzstücke übrig geblieben, die getrocknet und das nächste Mal wiederverwendet werden. Aber es war sehr spannend zu sehen, wie Ross das macht.

Emanuel und Ross bei der Arbeit mit biochar


Am Samstag Abend gab es dann ein großartiges Essen, Judy und Eliza haben frischen Thunfisch mit Reis und Süßkartoffeln gekocht. Dazu gab es einen frischen gemischen Salat aus dem Garten mit Avocados. Köstlich! :)

Es macht sehr viel Spaß hier zu arbeiten und zu leben. Judy und Ross sind so tolle Hosts, offen, liebevoll und bemüht uns viel zu erzählen und zu erklären. Wir sind froh, dass unsere erste Erfahrung mit wwoofing so großartig ist und sind gleichzeitig traurig, dass wir nur eine Woche hier verbringen. Nichtsdestotrotz werden wir die nächten Tage bis Donnerstag noch genießen und sind gespannt auf die nächsten zwei Farmen auf Vancouver Island!

Lucy - Judys & Ross' Katze

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